Oelpest vor Ibizas Küste: der Tanker „Don Pedro“ mit 150 Tonnen Oel ist wenige Kilometer vor Ibizas Hafen auf ein Riff aufgelaufen und sofort gesunken. Die Strände Playa d’en Bossa, Talamanca und Figueretas wurden geschlossen. Taucher haben inzwischen die Lecks abgedichtet, und es scheint, dass eine grössere Katastrophe verhindert werden konnte.
(Nachtrag vom 16.7.2007: Offenbar alles viel schlimmer, als die ersten Meldungen vermittelten. Habe Video gesehen von oelverschmierten Felsen bei Ses Salines, dem wunderschönen Strand mit den bizarren Felsen und den Sanddünen.)
Der Tanker-Unfall ist symptomatisch für die Rücksichtslosigkeit, mit der Ibiza, ein Juwel des Mittelmeers, von den Menschen behandelt wird. Insebesondere in den vier Jahren Herrschaft der rechtsgerichteten PP (Partido Popolar), die von König Abel Matutes beherrscht wird, wie auch grosse Teile von Ibizas Wirtschaft, wurden brutale Schneisen in die kleine Insel geschlagen, um ungeheuerlich überteuerte Autobahnen zu bauen, von denen wiederum primär Matutes und sein Clan profitiert haben.
Nun haben bei den Wahlen vom 16.Mai die Sozialisten die Mehrheit erreicht und wurden anfangs Juli in ihre Aemter eingesetzt. Bereits laufen Korruptionsverfahren gegen Prinzessin Stella Matutes und zwei weitere Abgeordnete.
Nun rasen die Taxifahrer mit 130 km/h über das Stück Autobahn vom Flughafen bis in die Umfahrungsstrassen rund um Ibiza, auf denen eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h pro Stunde signalisiert ist. Keiner scheint sich darum zu kümmern. Die Touristen, von denen die Insel lebt, können der Autobahn nichts abgewinnen – genau vor solchen Monströsitäten sind sie temporär aus ihrer Heimat geflüchtet.
Von Inselbewohnern höre ich, dass die Polizei aggressiv gegen kleine Haschisch-Dealer vorgeht. Aus dem „Hippie“-Markt vo Las Dalias soll einer mit Handschellen abgeführt worden sein. Andererseits ist zu lesen, dass Spanien den höchsten Pro-Kopf-Konsum von Kokain haben, Spitzenreiter ist vermutlich Ibiza. Sichtbar wird das, wenn einer mit 150km/h über eine Landstrasse rast, auf die Velofahrer von den Tourismusbehörden gelockt worden sind.
Die Clubs Amnesia, Bora-Bora und DC-10 wurden anfangs dieser Saison geschlossen. Vielleicht können sie jetzt im Juli wieder öffnen. Der Grund soll sein, dass in diesen Lokalen Drogen verkauft worden seien. Wer hätte das gedacht? Jeder weiss, dass in allen grossen Discos und Clubs der Drogenhandel zum Geschäft gehört, auch im Space, bei dem König Matutes Mitbesitzer ist.
Bezüglich Drogen ist Spanien immer noch völlig unaufgeklärt, die Medien schreiben nach wie vor von „la Droga“, in den meisten Fällen ohne zu spefizieren, um was es konkret geht. Wie soll da eine ernsthafte Diskussion stattfinden? Wie immer seit dem Antritt von Bush läuft alles in die völlig falsche Richtung.
Gesoffen wird wie eh und je. Als letzthin eines meiner Lieblingslokale um 1.00h morgens schloss, torkelten mehrere Besucher aus der Bar und hinter das Steuer ihrer Autos. Entsprechend viele Tote gibt es auf Ibizas Strassen.
Dennoch gibt es auf Ibiza immer noch wunderschöne Gegenden mit unberührter Natur. Wie lange noch?
Die Sozialisten haben nun immerhin die Schliessung von mehreren Restaurants in den Salinen angeordnet, die ohne Bewilligung mitten in die Dünen gebaut worden sind, nach guter ibizenkischer Tradition: „Die Gesetze gelten nur für die Ausländer.“ Gerade habe ich gelesen über einen politischen Vorstoss, dass bei Drogenvergehen gegenüber Ausländern keine bedingten Strafen mehr angewendet werden sollen, für Spanier und Ibicencos schon. Ob das mit dem EU-Recht vereinbar ist?